Es sollte der Jahrhundertwinter werden sofern man einem oberbayerischen Wetter- und Klimascharlatan Glauben schenken wollte. Insgesamt waren die Verhältnisse ähnlich dem Winter 2014/-15
Doch ein jahrhundertmäßig waren zunächst nur die vielen ungewöhnlich milden Sonnentage im Dezember. Nach einem planmäßigem Winterbeginn Ende November folgte bis zum Sylvestertag langanhaltendes Schönwetter. Für viele Liftbetreiber im Alpenraum bedeutete dies einen Totalausfall für das Weihnachtsgeschäft. Insgesamt war der Dezember 2015 in Oberstdorf um 3,5 Grad(DWD) zu warm. Laut der ZAMG war es auf den Bergen sogar bis zu 6,3 Grad zu warm. Immerhin konnte sich in den üblichen Nordweststaulagen vom Allgäu bis zum Westschweizer Alpennordrand aus dem zuvor gefallenen Schnee teilweise eine Schneedecke halten, die sowohl Pistenskifahren als auch Skitouren ermöglichte.




Zu Sylvester stellte sich ein markante Änderung . Der Januar war geprägt von wechselhaftem und niederschlagsreichem Wetter mit stark schwankender Schneefallgrenze. Ähnlich wie schon ein Jahr zu vor stellte sich in den zentralpinen Gebieten der Ostalpen eine heimtückische und gefährliche Altschneesituation ein. In den Berge bildete sich nach und nach eine mächtige Schneedecke aus, während die Täler auf Grund milder Temperaturen häufig schneefrei blieben. Die Südalpen blieben zunächst noch schneefrei, während am Nordalpenrand sich auf Grund völliger Durchfeuchtung bis zum Grund und anschließendem Gefrieren, gefolgt von weiteren Schneefällen ein vergleichsweise günstiger Schneedeckenaufbau einstellte.
In mehreren Beiträgen erwähnt der Tiroler Lawinenwarndienst das Altschneeproblem in den zentralalpinen Regionen:hier und hier. Wie auf Grund dieser Situation nicht anders zu erwarten war, ereigneten sich fast alle Lawinenvorfälle in Tirol südlich von Inn- und Stanzertal. Ähnlich war die Situation in den zentralalpinen Gebieten der Schweiz zu beurteilen.





Bis ca. Ende Februar hielt das wechselhafte und oft zu milde Wetter an. Das bedeutete keine richtig schlechten Verhältnisse, aber ungeeignet für große Unternehmungen. Eher Verhältnisse, bei denen man mit Heimvorteil und guter Ortskenntnis ein Optimum herausholen konnte.
Aufgrund von eigenen Beobachtungen, sowie Meldungen der Lawinenwarndienste von Bayern, Tirol, Salzburg und Schweiz stellte ich fest: Ende Februar, gab es am Nordalpenrand von der Freiburger Alpen bis hin in die Region Salzburg/Berchtesgaden einen nahezu identischen und stabilen Schneedeckenaufbau. Inneralpin ähnelte sich die Situation vom Wallis bis in die Hohen Tauern. 20 Kilometer vom Alpenrand nach Süden brachten also stärkere Veränderungen mit sich, als 500 Kilometer entlang des Alpenbogens von West nach Ost.
Anfang März begangen dann die besten Tage des Winters. Südseitig schon Firn, nordseitig Pulver und zunehmend stabile Verhältnisse auch inneralpin. Einzig spaltenreiche Gletscher waren in den schneeärmeren Gebieten noch mit Vorsicht zu genießen.
Während der März in den Nordalpen überwiegend trocken und sonnig bei durchschnittlichen Temperaturen verlief, brachte er in den Südalpen große Niederschlagsmengen, die jedoch in Bezug auf die Gesamtschneehöhe nicht mehr den fehlenden Niederschlag des Frühwinters ausgleichen konnten.




Ende März gab es dann in den Nordalpen wohl den einzigen wirklich heiklen Lawinentag. Eine dünne, aufgebaute Schwachschicht von frischem Triebschnee überdeckt war für diese heikle Situation am 26.3.2016 verantwortlich.

Wie so oft verlagert sich im März und April die Region mit den besten Verhältnissen vom Nordalpenrand in die zentralalpinen Gebiete. Während im Allgäu die Täler ergrünten und man oben oft weder Pulver noch Firn hatte, bescherten diese Monate den Ötztaler, den Stubaier und den Ortleralpen perfekte Bedingungen.



Anfang April glaubte man an ein baldiges Ende des Winters. Der Schnee hatte sich schon in mittlere und hohe lagen zurückgezogen. Doch zum Ende des Monats hin brachten kalte Nordstaulagen nochmals viel Neuschnee, Kälte und perfekte Pulverschneebedingungen.
Dieser Trend setzte sich im Mai fort. Dazwischen gab es auch immer wieder kurze Perioden mit frühsommerlicher Wärme. Insgesamt können wir im Mai zumindest in den Hochlagen an vielen Orten der Alpen eine überdurchschnittliche Schneedecke feststellen.


Bleibt die spannende Frage, wie der Winter 2016/-17 wird. Üblicherweise schlagen ab August die ersten Scharlatane auf, die einen strengen und kalten Winter ankündigen. Doch heuer kam der erste bereits im April.
Aber mal ganz im Ernst. Im Herbst 2016 wird der Bierpreis auf dem Oktoberfest die 11-Euro-Marke übersteigen. Allein durch den damit verbundenen Wechsel zu anderen alkoholischen Getränken und Rauschmitteln wird sich die Ausdünstung über Südbayern dramatisch verändern. Die Auswirkungen betreffen den gesamten Alpenraum. Ein milder und schneeloser Winter steht uns bevor. Irrtum ausgeschlossen.