Die Überschreitung der beiden Höllhörner und des Kleinen Wilden gehört zu den großen Gratüberschreitungen des Allgäus. Häufig wird wird nur der als alpine Genußkletterei bekannte Südgrat des Südlichen Höllhorn gegangen. Die Betonung liegt hier auf alpin, denn neben einigen wirklich schönen Kletterstellen gibt es auch brüchige Passagen. Daran ändert auch die gute Absicherung nichts. Vor einigen Jahren fiel zudem die erste Seillänge samt guten Kleilstellen einem Blitzschlag zum Opfer. Verblieben ist eine gefährlich, brüchiger Einstieg an labilen Blöcken. Am 30.7.2016 haben wir rechts davon einen alternativen Einstieg eingerichtet, der zwar deutlich schwieriger ist, aber eben auch fester.

Die neue Variante beginnt etwa fünf Meter rechts des bisherigen Einstiegs am Grat, folgt einer steilen Verschneidung um nach gut 20 Metern zurück zum Grat zu kehren. Der Stand befindet sich dann knapp unterhalb der Stelle, an der man zum Grat zurückkehrt. Bewertungsvorschlag 4. bis 5. Der Fels ist auch hier etwas schuttbedeckt und oberflächlich verwittert, aber in der Substanz gut. Wenn er erst mal ein bisschen abgeklettert ist, dürfte es richtig schön werden.

Der Verlauf der vierten Seillänge war bisher auch nicht ideal. Vom Stand ging es erst leicht fallend auf einem Band nach links , bevor man durch eine sich zur Verschneidung verengenden Rinne wieder zum Grat zurückkletterte. Seilzug garantiert. Hier wurden nun zwei Haken gesetzt um diese Passage zu begradigen.


Eine Anmerkung zur vorletzten Seillänge: Dort versteigen sich immer wieder Kletterer, obwohl die bekannten Topos klar darstellen, dass es nach dem zweiten Haken über die Kante hinweg leicht absteigend nach links geht. Nach der Kante gerade aus weiter zu Klettern führt auf eine griffarme Platte, die sich in steilen Geröll endet. Dürfte wohl in den 6. Grad reichen und kaum abzusichern sein.

Auf jeden Fall lohnt es sich im Anschluss noch die Südwand des Nördlichen Höllhorn mitzunehmen. Die kurze Kletterei im festen Fels stellt einen alpinen Hochgenuß dar.

Der Weiterweg zum Kleinen Wilden vervollständigt die Überschreitung. Zwar fordert dessen Südgrat nur 20 Meter Kletterei im unteren vierten Grad, jedoch ist dessen Gipfel eine ganz andere Nummer, als die beiden Höllhörner mit ihrem kurzen und bequemen Abstiegen.



Die Hauptarbeit bei der letzten Nachsanierung hat David übernommen. Das verwendete Hakenmaterial wurde von der IG Klettern Allgäu finanziert. Danke dafür.
Die Tour in Stichpunkten
Ausgangspunkt:Hornbachjoch 2039 m. Im Normalfall am schnellsten von Hinterhornbach zu erreichen, alternativ auch von Oberstdorf durch das Oytal. Der Zustieg von Oberstdorf ist nur mit dem Mountainbike sinnvoll.
Karte: Alpenvereinskarte Allgäuer-Lechtaler Alpen Ost 2/2 ???
Führer: Panico Verlag, Alpinkletterführer Allgäu und Ammergau.
Hütten: keine
Ausrüstung: 50 m Einfachseil, sofern entweder nur der Südgrat des Südlichen Höllhorn begangen wird oder vom Kleinen Wilden zu Fuß in Richtung Oytal (Oberstdorf) abgestiegen wird. Wenn man vom Nördlichen Höllhorn nach Hinterhornbach (Tirol) abgesteigen wird, seilt man über die Südwand 1 x 50 m ab. Wer die Abseilpiste von der Südschulter des Kleinen Wilden nach Westen benutzen möchte, benötigt ebenfalls ein Doppelseil von mindestens 50 m. Länge. Ansonsten normale Alpinkletterausrüstung.
Für die vorletzte Seillänge mit Vorteil ein oder zwei größere Klemmkeile. Ansonsten sollten die vorhandenen Haken reichen.
Südliches Höllhorn:
Südgrat: Acht kurze Seillängen. Eine Stelle IV/A0 oder VI-, sonst III und IV (IV obligatorisch)
Nördliches Höllhorn:
Südwand: Eine Seillänge 50 m IV-
Kleiner Wilder:
Überschreitung: Eine Seillänge III+/IV- ansonsten II und heikles Gehgelände
Abstieg:
Nach dem Südlichen Höllhorn Südgrat: Nach Norden über Geröll in die Scharte zwischen beide Höllhörner und nach Osten hinab und am Wandfuß zurück ins Hornbachjoch queren.
Nach dem Nördlichen Höllhorn: Am besten 1 x50 m vom Gipfel über die Südwand abseilen, dann nach Osten hinab und am Wandfuß zurück ins Hornbachjoch queren. Oder den Kleinen Wilden Ostseitig umgehen und über die Wildenfeldscharte ins Oytal. Kein sinnvoller Abstieg zu Fuß in Richtung Hinterhornbach.
Nach dem Kleinen Wilden: Auf dem Normalweg nach Westen ins Oytal gem. oben stehenden Bildern. Rückweg nach Hinterhornbach vom Kleinen Wilden nur nach Abstieg auf dem Normalweg ins Oytal bis ca. 1700 m und 300 Höhenmeter Gegenanstieg ins Hornbachjoch.
Geeignet für wen? Bergsteiger die auch Klettern oder Kletterer die auch ausdauernde Fußgänger oder Mountainbiker sind.
Links:
schöner Bericht auf Festivaltours
ein weiterer Bericht von Frank Nebbe
noch ein Bericht zum Südgrat des Kleinen Wilden
Zur Geschichte des Kleinen Wilden
Super Eindrücke! Danke dafür!
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Vielen Dank für die Infos zum Kleinen Höllhorn! Die Kombi bis zum Kleinen Wilden möchte ich gerne mal machen.
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