Stuhlwandgrat, – wie geht es weiter?

Im Sommer 2016 habe ich auf „Freie Berge“ einen Artikel über den Stuhlwandgrat verfasst. Es wurden am Grat mehrere Schilder aufgestellt und ein eher unvorteilhafter Abstieg aus der Mitte des Grates durch steilen Wald nach Osten hinab markiert. Mehrfach habe ich im Internet als auch bei entsprechenden Sitzungen die Meinung geäußert, dass diese Art der Lenkung keine Akzeptanz finden wird. Nun ist das passiert, was zu erwarten war.

Seit September oder Oktober fehlen die Schilder.  Bei meiner Begehung am 4.11.2016 waren dann auch die Metallpfosten an denen die Schilder befestigt waren zum Teil entfernt oder aus dem Boden herausgerissen. Der Grat wurde an diesem Tag stark frequentiert. Alle begingen den Grat komplett und stiegen wie weitgehend üblich  vom Funkenplatz zum Wustbach ab. Ich tat dies auch, schon aus diesem Grund, weil ich nach einer kompletten Gratbegehung nicht am Hochsitz in Richtung Schwandalpe vorbei schleichen wollte.

zugspitze
4.11.2016. Abendstimmung am Stuhlwandgrat. Blick zur Zugspitze

Ich habe einige Gipfelbucheinträge aus dem vergangenen Sommer fotografiert, die das Stimmungsbild wiedergeben.  Es ist nun auch völlig egal, ob die Schilder von Seiten der Jagd oder des Naturschutzes wieder eingesammelt wurden, weil sie schlichtweg ignoriert wurden, oder ob sie dem alpinen Wutbürgertum zum Opfer gefallen sind.

Die Gipfelbucheinträge geben ein deutliches Stimmungsbild wieder. Letzlich demontiert die  Jagd mit solchen Sperrforderung ihr öffentliches Ansehen.

Damit sollte das Thema Besucherlenkung am Stuhlwandgrat abgehackt und in der Mülltonne der Alpingeschichte begraben werden. Die Allgäuer Bergsteiger sind nicht zu Letzt wegen der Erfahrungen auf der Vorarlberger Südseite des Hohen Ifens kaum bereit, sich von der Jagdlobby eine beliebte Tour nehmen zu lassen. Im Zuge der Einführung der Vorarlberg Initiative „Respektiere Deine Grenzen“ im Allgäu dürfen bei uns nicht die gleichen Fehler wie dort gemacht werden.

Ich fürchte allerdings, dass das Thema Besucherlenkung am Grünten noch nicht  vom Tisch ist. Sollten die Liftanlagen von der Kranzegger Seite erneuert werden, so ist zu befürchten, dass von Seiten der Jagd abermals Beschränkungen gefordert werden um das Mehr an Besuchern vor allem durch Sommerbetrieb der Bahn in jagdverträgliche Bahnen zu lenken.

Kameraüberwachung?


Auf der Südseite wurde heuer zum wiederholten male eine Zählung mittels Wildkamera durchgeführt.

 Am Grünten im Allgäu wurden von August bis November 2015 drei Kameras eingesetzt. Dabei wurden an der Südwestflanke im Projektgebiet der Bergwaldoffensive am Grünten Daten zur Wegenutzung erfasst…. Auch lassen sich mit diesem Verfahren Besucherlenkungsmaßnahmen oder Erlebnis- oder Informationsangebote evaluieren.

Vorischt Kamera

Im Rahmen von Untersuchungen am Grünten im Allgäu (Naumann 2016) konnte mit dem Wildkameraverfahren gezeigt werden, dass viele der Erholungssuchenden für eine Wanderung im alpinen Gelände nicht über eine für Bergwanderungen geeignete Ausrüstung verfügten, also keine hohen Wanderschuhe trugen und keinen Rucksack für eine Regenjacke bzw. ausreichend Getränke dabei hatten.

An diesen Aussagen sieht man, wie weit diese Leute von der alpinen Realität entfernt sind. Hohe Wanderschuhe und Rucksack, für Leute die Abends schnell mal aufs Hörnle oder den Grünten joggen. (500 bis 800 hm) Was dafür mitzunehmen ist, entscheidet sich nach Wetterverhältnissen und persönlichem Können.

Wollen wir uns von solchen alpen- und realitätsfernen Theoretikern  lenken lassen oder wollen wir eigenständige Bergsteiger bleiben?

Nun gut. Jetzt kommt erst einmal der Winter und es ist zu hoffen, dass einige anderen Themen wie Bären und Wölfe, sowie TBC beim Rotwild das Thema Freizeitnutzung überlagern, bzw. Jäger und Förster ausreichend beschäftigen werden.

Ein Gedanke zu „Stuhlwandgrat, – wie geht es weiter?“

  1. Wäre doch interessant, wenn du den Link für das Gutachten veröffentlichen könntest.
    Das Landesamt für Umweltschutz beschreibt auf seiner Homepage die „harten Auflagen“ für das Aufstellen einer Kamera. Es wird suggeriert, dass die aufgezeichnete Person nur verschwommen erkennt wird, da ein Klebestreifen am Objektiv angeracht werden muss. Und jetzt liest man, dass sie so genau aufnehmen, dass die Ausrüstung erkennbar ist. Wow…da weiss man was man davon halten muss. Schlagt das Zeug von den Bäumen!!!!

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