Diesmal sind die ersten Prognosen für den 2016/-17 bereits im April 2016 aufgetaucht. Es sollte kälter werden. Schauen wir mal, wie er geworden ist. Eines jedoch vorab: Wenn es nicht möglich ist, das Wetter über einen längeren Zeitraum als eine Woche zuverlässig vorherzusagen, wie soll dies dann mit der gemittelten Summe von Wetterereignissen, sprich dem Klima möglich sein? Der Winter 2016/-17 war auf jeden Fall ein spannender Winter. Meine Betrachtung hat natürlich einen allgäuer Schwerpunkt, versucht aber auch alpen-oder europaweite Aspekte mit einzubeziehen.


Fulminanter Start am Nordalpenrand
Zunächst mal schien aus Sicht des Wintersportlers alles nach Plan zu laufen. Am 6.11.2016 schneite es erstmalig bis in die allgäuer Tallagen 700 bis 900 m. Bereits eine Woche später hatte sich eine ausreichende Schneedecke für Skitouren im Gelände gebildet. Außer den allgäutypischen Gleitschnee sogar frei von lawinenbildenden Schwachschichten. Auch eine Woche später gab es, inzwischen mit Unterlage, noch gute Verhältnisse.


Der große Föhn
Doch dann kam der große Föhn. Ende November habe ich das Ofterschwanger Horn, das eine Woche zuvor noch als Skitour machbar war als Mountainbiketour vor der Arbeit bestiegen, bei plus 12 Grad früh um 7.00 Uhr. Das ist eben das Allgäu. Es haut schnell mal einem Meter Schnee her. In tiefen und mittleren Lagen kann es der Föhn oder die milden Westströmungen genau so schnell wieder nehmen. Im Gegensatz zu den zentralalpinen Regionen. Da schneits meist nur ein paar cm, aber diese bleiben ab November meist auch liegenDiesmal putzte der Föhn den Schnee aber selbst in den Hochlagen hinweg, so dass Anfang November eine herbstbraune Landschaft mit einigen weißen Flecken zurückblieb.

Die weißen Flecken wurden in der darauf folgenden Schönwetterphase rasch steigeisenhart. Immerhin. Der Dezember 2016 war deutlich kälter als der Dezember 2015 und so konnte man in den Skigebeiten mit reichlich Kunstschnee wenigstens das Weihnachtsgeschäft sichern. Doch Bergsteigen war seit jeher ein Sport der eine hohe Anpassung an die Verhältnisse erfordert. So erfreute man sich eben an den sonnenwarmen Felsen der Tannheimer, am Grünten und am Besler anstatt den nicht vorhanden Schnee nachzutrauern.





Gerade mal 9 mm Niederschlag (Durchschnitt 142 mm) gab es im Dezember in Oberstdorf.
Föhn am Alpennordrand bedeutet Niederschlag an der Alpensüdseite. Mit Ausnahme des inneren Alpenbogens von den Seealpen bis ins Aostatal war die Schneefallgrenze schlichtweg zu hoch. In den Dolomiten gab es praktisch nur auf der Marmolada nennenswerte Neuschneemengen.

Die Wetterlage änderte sich grundlegend mit dem Jahreswechsel.
Die Wetterlage änderte sich grundlegend mit dem Jahreswechsel. Der Januar bescherte dem Allgäu ein Wintermärchen. Am Abend des Neujahrtages setzten erste Schneefälle ein, weitere folgten.

Auf Grund der eisigen Temperaturen hielt sich der Pulverschnee selbst an Sonnenhängen tiefer Lagen. Zunächst mal stellten sich in den Vorbergen und in lückigen Wäldern beste Bedingungen ein . Später auch in den Hochlagen und es hatte gar den Anschein, als wenn wir es im Allgäu heuer untypischer Weise mit einem Altschneeproblem zu tun hatten. Selbiges war auch vorhanden, jedoch nur an jenen Stellen, wo zum Jahreswechsel aufgebauter, zuckerkörniger Schnee lag. Die Bereitschaft zur Bruchfortpflanzung stellte sich jedoch bald als gering heraus.

Optimale Tourentage
Etwa vom 18.12017 . bis zum Montagsende folgte die Zeit der „optimalen Tourentage“. Zunächst mit feinsten Pulver in allen Höhenlagenlagen und Expositionen, später zwar mit dem einen oder anderen zerfahrenen Hang und auch etwas Bruchharsch, dafür Gefahrenstufe 1 und noch ohne relevante Tageserwärmung.
21. und 22.01.2017 „optimale Tourentage“- keine relevante Tageserwärmung, mäßige Lawinengefahr und jede Menge unberührter Powder.



Während wir uns im Allgäu, im Bregenzer Wald und am Schweizer Alpennordrand über Top-Verhältnisse freuen konnten, mussten die Skibergsteiger in den zentralalpinen Gebieten den Schnee für ein paar gute Schwünge zwischen Urgesteinsblöcken und Schwimmschneefallen suchen, wie der verlinkte Beitrag aus Zentraltirol zeigt: http://www.lukasruetz.at/2017/01/26-01-2017-sunnseitnwedler/

Noch schlechter sah es im Süden aus. Die Dolomiten waren teilweise nur angezuckert. Die letzten Niederschläge Ende November fielen dort bis 3000 m als Regen. Doch schauen wir mal über den ostalpinen Tellerrand hinweg. Ganz im Südwesten lag die Schneefallgrenze im November tiefer und es konnte sich eine solide Basis von den Seealpen bis ins Aostatal bilden. Ganz zu schweigen von den Abruzzen. Selbige versanken förmlich in den Neuschneemassen.
Aus diesem Grund habe ich bei meinen Touren die Allgäuer Alpen bis Anfang März nicht verlassen und auch die Lechtaler Alpen gemieden. Letztere liegen klimatisch im Übergangsbereich zwischen dem Allgäuer Alpennordrand- und dem zentralalpinen Klima. Dort war, wie ein spektakulärer Vorfall zeigte, das Altschneeproblem schon weitaus kritischer zu sehen.
Der Januar verlief in Oberstdorf deutlich zu kalt (-7,1 zu -2,8 Grad) Ähnliche Abweichungen wurden auch in den angrenzenden Gebieten Tirols und der Schweiz festgestellt.
Mäßige Verhältnisse mit einigen Highlights
Im Februar war dass Wintermärchen bereits wieder vorbei. Milde Westwetterlagen wechselten mit kurzen Schönwetterphasen. Während also unterhalb von 1000 m bald keine Talabfahrten mehr möglich waren, gab es in den Hochlagen des Allgäus hin und wieder richtig gute Verhältnisse. Aber eben keine anhaltenden Schönwetterlagen, die mehr oder weniger alles gestatteten. Ähnlich verlief der März.







Die Zeit der Zentralalpen kommt.


Während also Februar und März am Alpennordrand ein Wechselspiel zwischen Wegschmelzen und frischem Neuschnee boten, baute sich am Alpenhauptkamm langsam eine solide Schneedecke auf. http://www.lukasruetz.at/2017/03/9-3-2017-aktuelle-lage-spezielle-sellraintaler-schnee-wetterphaenomene/


Im April schien rund sechs bis acht Wochen zu früh der Winter zu enden. Frühjahrsklassiker wie der Große Wilde https://freieberge.wordpress.com/2015/05/16/groser-wilder-die-allgauer-abschlussskitour/ waren schon mit dem Fahrrad erreichbar.
Optimale Tourentage zum Zweiten.
Mitte April stellten sich besonders im Südwesten des Alpenbogens die „optimalen Tourentage“ ein. Optimal im Sinne von stabilem Wetter, ausreichend Schnee und weitgehend lawinensicheren Verhältnissen. Von den Seelalpen bis in die südlichen Walliser Alpen war fast alles Möglich. Bei Pulverresten nordseitig und feinem Firn in anderen Expositionen. Modetouren mit fest gefrorenen Spuren waren allerdings wenig genußvoll und eher schwierig zu befahren. Nördlich des Alpenhauptkamms stecken die Berge in Wolken und in den typischen Windkanälen tobte der Nordföhn.




Der Winter kehrt zurück
Nördlich des Alpenhauptkamms gab es ab Mitte April verbunden mit einem Temperatursturz intensive Schneefälle. Schwerpunkt war diesmal der Osten Österreichs und der Alpenhauptkamm.
In der Steiermark wurde am 19.4. 2015 Warnstufe 5 herausgegeben. Ab dem 25. April gab es dann auch südlich des Hauptkamms intensive Schneefälle. Ende April gab es dann je nach Höhe und Exposition für wenige Stunden oder einige Tage fast im ganzen Alpenraum traumhaften Pulver. Der Mai begann kühl und nass und vor allem auf die Massenbilanz der Gletscher wird sich das kalte und niederschlagsreiche Frühjahr positiv auswirken.



Noch ist der Tourenwinter nicht beendet. Vor allem im 4000er Gelände und von hochgelegenen Passstraßen wird in den nächsten vier Wochen noch einiges möglich sein.

Zusammenfassung
Von November Ende Februar deutlich zu wenig Niederschlag fast im gesamten Alpenraum. Am wenigsten in Kärnten und der Steiermark.
Dezember zu trocken, Temperatur normal
Januar deutlich zu kalt, Niederschlag im Norden normal, sonst zu wenig
Februar und März zu warm, Niederschlag normal
Arpil zu nass, Temperatur normal