Für einen Allgäuer liegt das Wettersteingebirge irgendwie im toten Winkel. Verlässt man die Heimatregion so zieht es einem meist in die Dolomiten oder in die klassischen Hochtourenregionen.
Zu unrecht, denn Deutschlands höchstes Gebirge hat mehr zu bieten, als die grausig überlaufene Zugspitze. Abseits der touristischen Brennpunkte herrscht trotz der Nähe zu München angenehme Ruhe, was sicher daran liegt, dass die langen Gratüberschreitungen, sozusagen die Spezialität des Wettersteins, von den Gesamtanforderungen durchaus selektiv wirken.
Jubiläumsgrat
der bequeme und leichte.
Deutschlands höchste Grattour liegt zwischen den touristischen Brennpunkten Zug- und Alpspitze. Selektiv wirkende Passagen gibt es ebenfalls keine oder sie wurden durch Farbe und Draht entschärft. Der Zugang mittels Seilbahn ist bequem und so ist es nicht verwunderlich, dass die Tour nicht zu den einsamsten zählt. Trotzdem: Wer nach morgendlicher Auffahrt mit der Zugspitzbahn am Spätnachmittag noch die letzte Talfahrt mit der Alpsitzbahn erreichen will, sollte den Schwierigkeiten reichlich gewachsen sein.






Deutschlands höchste Grattour liegt zwischen den touristischen Brennpunkten Zug- und Alpspitze. Selektiv wirkende Passagen gibt es ebenfalls keine oder sie wurden durch Farbe und Draht entschärft. Der Zugang mittels Seilbahn ist bequem und so ist es nicht verwunderlich, dass die Tour nicht zu den einsamsten zählt. Trotzdem: Wer nach morgendlicher Auffahrt mit der Zugspitzbahn am Spätnachmittag noch die letzte Talfahrt mit der Alpsitzbahn erreichen will, sollte den Schwierigkeiten reichlich gewachsen sein.
Charakter: Eine Mischung aus Bergtour und Klettersteig. Es überwiegend ungesicherte Passagen bis zum II. Grad.
Karte: AV-Karte Nr. 4/2 „Wetterstein, Mittleres Blatt“, 1:25000
Führer: Stefan Beulke „Wetterstein“, Alpenvereinsführer, Bergverlag Rother 4. Auflage 1996
Ausrüstung: Bei trockenen und schneefreien Verhältnissen reicht Wanderausrüstung und ein Helm.
Hütten: Münchner Haus
Schwierigkeit: im Fels Stellen bis II+, vielfach II und exponiertes Gehgelände, dass durch viele Begehungen vom herumliegenden Schutt weitgehend gesäubert ist T4-5 nach SAC Wanderskala. Durchwegs potentielles Absturzgelände
Geeignet für wen? Routinierte Bergsteiger die auch Klettern.
Hinweise und Links:
Die Tiroler Zugspitzbahn bietet hin und wieder Sonnenaufgangsfahrten an, die einen zeitigen Aufbruch auch ohne Übernachtung am Münchner Haus ermöglicht. Das Münchner Haus liegt bei den Bewertungen im „Hüttentest“ regelmäßig weit hinten. Ob zu Recht, kann ich nicht beurteilen.
Eine weitere Möglichkeit „by fair means“ ist es über das Höllental auf die Zugspitze zu steigen und den Grat noch bis zur Biwakschachtel zu begehen um dort zu übernachten
Wettersteingrat
der lange Weg nach Mittenwald
Waxensteingrat
Aussichtsloge im heiklen Splitterfels
Mehr noch als Zug- und Alpspitze beherrschen die wuchtigen Felsklötze der Waxensteine den Garmischer Talkessel. Einen solchen Berg muss man einfach mal bestiegen haben, besonders dann, wenn er sich in eine schöne Gratüberschreitung integrieren lässt. Landschaftlich mit Sicherheit ein Highlight. Die Tour empfand ich von der Kletterei vielfach eher heikel als schwierig und weniger schön, als z.B. den Blassengrat. Für den allgäugewohnten Steilgrastreter und Hauptdolomitgreifer ist der feinsplittrige Wettersteinkalk mit den eingestreuten kurzgewachsenen Graspolstern eh eine Umstellung.





Charakter: Eine Bergtour, auf der man auch mal klettert. Landschaftlich außerordentlich eindrucksvolle Gratüberschreitung mit mehreren, zwingenden Abseilstellen. Dazwischen viel feinsplittriges Schrofengelände, aber auch einige schöne Kletterstellen. “
Karte: AV-Karte Nr. 4/2 „Wetterstein, Mittleres Blatt“, 1:25000
Führer: Stefan Beulke „Wetterstein“, Alpenvereinsführer, Bergverlag Rother 4. Auflage 1996
Ausrüstung: reduzierte Kletterausrüstung: Ein Strang eines Doppelseils ermöglicht 30 m. Abseilen und reicht, wenn mal ein kurzes Stück am Grat gesichert wird. Ein paar Bandschlingen, Helm.
Hütten: eventuell Höllentalangerhütte.
Höhenunterschied: ca. 1500 m
Schwierigkeit: im Fels Stellen bis III+, vielfach II, häufig auch feinsplittriges Schrofengelände T5-6 nach SAC Wanderskala. Durchwegs potentielles Absturzgelände
Geeignet für wen? Routinierte Bergsteiger die auch Klettern.
Hinweise und Links:
Die Route lässt sich an mehreren Stellen abbrechen, in dem man nach Süden zum „Schafsteig absteigt“. Ich empfehle zu Beginn die Route über das „Mandl und den Kleinen Waxenstein. Für den Rückweg durch die Höllentalklamm Alpenvereinsausweis nicht vergessen (stark reduzierter Eintritt)
http://www.sirdar.de/Tourenbuch/over500/504.html


Schüsselkar-Dreitorspitze-Meilerhütte
Genuß und Bruch überm Extremkletterparadis
Einst (1960) eine der 100 schönsten „Pausetouren im schweren Fels“, heute nahezu vergessen. Selbst der einst so hochgelobte Westgrat der Schüsselkarspitze rangiert in der Gunst der Kletterer inzwischen im hinteren Bereich. Gratklettereien sind scheinbar nicht mehr gefragt und sei der Fels auch noch so gut. Der Ausgangspunkt, nämlich die östliche Wangscharte will erst einmal erreicht sein. Von Norden echtes Abenteuergelände mit anspruchsvoller Wegfindung, wenn auch technisch nur an ganz wenigen Stellen ein IIer. Von Süden führt ein Klettersteig hinauf. Ab der Schüsselkarspitze lässt die Felsqualität deutlich nach. Allerdings weist der Weiterweg zur Leutascher Dreitorspitze bis auf eine kurze fuzelige Reibungspassage auf dem „Plattenschuss“ keine größeren Schwierigkeiten mehr auf. Auf jeden Fall lohnt es sich von der Leutascher Dreitorspitze die Überschreitung bis Westgipfel der Partenkircher Dreitorspitzen fortzusetzen, denn nicht jede genussvolle Skiabfahrt (Ostrinne) stellt im Sommer ein geeignetes Abstiegsgelände dar. An der Meilerhütte, spätestens aber am Schachen tauchen wir dann wieder ins Revier des Massentourismus ein. Von Garmisch oder von Leutasch? Beide Orte eignen sich als Ausgangspunkt. Von der landschaftlichen Schönheit halten sie sich bei aller Verschiedenheit die Waage.

Charakter: Genußkletterei in sehr gutem Fels zu Beginn mit gebohrten Standplätzen. Danach mit Ausnahme des Plattenschusses anspruchsvolles Gegelände, von kurzen leichten Kletterstellen unterbrochen.
Karte: AV-Karte Nr. 4/3 „Wetterstein, Östliches Blatt“, 1:25000
Führer: Stefan Beulke „Wetterstein“, Alpenvereinsführer, Bergverlag Rother 4. Auflage 1996
Ausrüstung: reduzierte Kletterausrüstung: Ein Strang eines Doppelseils ermöglicht 30 m. Abseilen und reicht um am Grat von Standplatz zu Standplatz. Ein paar Bandschlingen, Klemmgeräte, Helm.
Hütten: Oberreintalhütte, Meilerhütte, Wettersteinhütte
Höhenunterschied: ca. 1500 m
Schwierigkeit: im Fels Stellen bis III+IV- bis zur Schüsselkarspitze. Danach nur noch kurze, leichte Kletterstellen und feinsplittriges Schrofengelände T5-6 nach SAC Wanderskala.
Geeignet für wen? Routinierte Bergsteiger die auch Klettern.
Beschreibung:
Da die AV Führer nicht mehr aufgelegt werden und es im Netz keine brauchbare Beschreibung gibt, möchte ich nachstehend eine liefern.
Ausgangspunkt
Die Östliche Wangscharte 2351 m. erreicht man von Norden über die Oberreintalhütte durch unmarkiertes Felsgelände. Bei optimaler Routenführung nur wenige Meter II, ansonsten I und Gehgelände. Von Süden aus gibt es einen kurzen Klettersteig, ansonsten stehen beliebige Kletterrouten zur Verfügung.
Route:
Von den östlichen Wangscharte knapp links der Gratkante zu einem schon weithin sichtbaren Abseilhaken mit roter Markierung in einer kleinen Mulde hier rechts zur Gratkante und über diese hinauf. Der nächste Aufschwung wird links der Kante leicht erklettert, bevor man zurück zum Grat quert und diesem im Allgemeinen treu. Gelegentlich werden Zacken südseitig umgangen. Oftmals ist die Kletterei direkt am Grat leichter als sie aussieht. Vielfach lassen sich gut mobile Sicherungen anbringen. Vom Westgratturm führt eine 20 m hohe Abseilstelle hinab in die nächste Scharte. Der nächste Zacken wird nordseitig leicht umgangen. In der weiteren Folge hält man sich an die Grathöhe bis zum Gipfel der Schüsselkarspitze, auf dem sich eine rote Biwakschachtel befindet.
Übergang zur Leutascher Dreitorspitze.
Die Leutascher Dreitorspitze entsendet einen Grat nach Westen. In dessen Südflanken gibt es einen auffallenden Plattenpanzer, über den der Anstieg verläuft. Zu einer direkten Gratüberschreitung gibt es weder im Internet, noch im AV-Führer Informationen. Man folgt vom Gipfel der Schüsselbarspitze dem Grat in Richtung der Scharte vor der Dreitorspitze bis dieser zunehmend zackig und zerschartet wird. Hier auf Steigspuren über mit Feingeröll bedeckte Felsstufen nach Norden hinab, bis man zum Beginn der Platten bei einem großen Block queren kann. Hier am besten schräg links über den Plattenschuss empor. (II-III) Am Ende der Platten ein von unten kaum sichtbarer, gelb markierter Ringhaken. Vom Sattel oberhalb des Plattenschuss quert man in die zwischen Vor- und Hauptgipfel hinaufziehende Rinne durch die der Gipfelgrat erreicht wird.
Hier kann man die Überschreitung nach Osten abbrechen, indem man durch eine Schuttrinne (im Winter Skiabfahrt) zum Leutascher Platt abfährt. Ich empfehle aber die Überschreitung bis zum Westgipfel der Partenkircher Dreitorspitze fortzusehen und über den Hermann-von Barth-Weg abzusteigen oder dem Grat konsequent bis zur Meilerhütte zu folgen (III).
Blassengrat
der schönste von allen
Der Blassengrat hat mich in ganzen Line begeistert. Der überwiegend feste und griffige Fels in Verbindung mit den moderaten Schwierigkeiten lassen diese Gratüberschreitung zu einem Hochgenuss werden. Einige Stellen im dritten Grad wollen überwunden werden. Zudem gibt es bei vollständiger Gratbegehung ab der Mauerscharte zwei zwingende Abseilstellen. Selbst wer sich den Gratbeginn mit einem Direktaufstieg auf den Hohen Gaif erspart, sollte ein Seil mitführen, denn das schräge Hangeln an einem Fixseil hinab in die Scharte nach dem Hohen Gaif ist ein etwas fragwürdiger Spass.

Charakter
Schöne Gratkletterei in überwiegend sehr gutem Fels.
Karte: AV-Karte Nr. 4/2 „Wetterstein, Mittleres Blatt“, 1:25000
Führer: Stefan Beulke „Wetterstein“, Alpenvereinsführer, Bergverlag Rother 4. Auflage 1996
Ausrüstung: Bei trockenen und schneefreien Verhältnissen reicht Wanderausrüstung, ein 50 m Seil, Gurt und Abseilgerät, sowie ein Helm. Wenn gesichert wird: Komplette Kletterausrüstung
Hütten: Kreuzeckhaus
Schwierigkeit: im Fels Stellen bis III vielfach II und exponiertes Gehgelände, T4-5 nach SAC Wanderskala.
Deutlich anspruchsvoller als der Jubiläumsgrat.
Geeignet für wen? Routinierte Bergsteiger die auch Klettern.
Hinweise und Links:
Hier noch ein Hinweis, der ernst zu nehmen ist. Nach der Abseilstelle geht es zurück zum Grat und nach kurzem Ausweichen nach Süden, wechselt man in die Nordseite. Bei meiner Begehung gab es hier einen Haken mit einer weißen Schlinge. Hier weiter zu Klettern ist ein gefährlicher Irrweg.
Wer die Tour an einem Tag durchziehen will und dabei auf die Öffnungszeiten der Alpspitz- oder Kreuzeckbahn angewiesen ist, sollte den Schwierigkeiten reichlich gewachsen sein. Alternativ ermöglichen die weit hinaufreichenden Forststraßen den Zustieg mit dem Mountainbike. Ebenso bietet sich eine Nacht im Kreuzeckhaus an.
http://www.sirdar.de/Homepage_alt/Tourenbuch/over300/332.html


Wettersteingrat
die lange Grattour zwischen Bayern und Tirol.

Die Überschreitung des Wettersteingrates zählt zu den Touren, die man einfach mal gemacht haben muss. Er ist der längste von allen und fixe Sicherungen sind selten. Die meiste Zeit klettert man seilfrei. Schon auf Grund der Länge der Tour sollte man sich im brüchigen IIer Gelände flott bewegen können. Auf jeden Fall ist eine Übernachtung in der Meilerhütte zu empfehlen, um am nächsten Tag zeitig starten zu können. Den Auftakt stellt der sehr schöne Westgrat des Mustersteins das, der mit festen Fels und einer Abseilstelle aufwartet. Wo anders wäre dieser Grat bereits eine Tour für sich, hier stellt der lediglich die Vorspeise dar. Mit erreichen des Mustersteins lässt die Felsqualität stark nach, was zunächst mangels Schwierigkeit auch ziemlich egal ist. Erst im Bereich der drei Scharten wird die Kletterei wieder schärfer. Die Umgehung der Grattürme in der Nordflanke hab ich als unangenehm in Erinnerung. Die vorhandene Abseilstelle war verbesserungswürdig. Nach den Drei Scharten hat man die größten Schwierigkeiten hinter sich, jedoch noch nicht mal die Hälfte der Strecke.
Warum gibt es zu dieser Tour keine Bilder? Ganz einfach; weil ich diesen Grat vor vielen Jahren, vor der Etablierung der digitalen Fotographie begangen habe. Dias einscannen? Das erspare ich mir mal.
Charakter: Genußkletterei in sehr gutem Fels zu Beginn bis zum Musterstein Danach sehr lange Grattour überwiegend im „extremen Gehgelände“ gwürzt von einzelnen Kletterstellen bis III
Karte: AV-Karte Nr. 4/3 „Wetterstein, Östliches Blatt“, 1:25000
Führer: Stefan Beulke „Wetterstein“, Alpenvereinsführer, Bergverlag Rother 4. Auflage 1996
Ausrüstung: reduzierte Kletterausrüstung: Ein Strang eines Doppelseils ermöglicht 30 m. Abseilen und reicht um am Grat von Standplatz zu Standplatz. Ein paar Bandschlingen, Klemmgeräte, Helm.
Hütten: Meilerhütte,
Schwierigkeit: im Fels Stellen bis III+ bis zur Musterstein. Danach nur noch kurze, Kletterstellen und feinsplittriges Schrofengelände T5-6 nach SAC Wanderskala.
Geeignet für wen? Routinierte Bergsteiger die auch Klettern
Hinweise und Links:
http://www.sirdar.de/Tourenbuch/over400/443.html
http://www.hikr.org/tour/post109189.html
http://www.alpic.net/forum/bergsommer/wettersteingrat/
Nachsatz
Ähnlich wie in den Dolomiten liegen im Wetterstein Massentourismus und Bergeinsamkeit nah bei einander. Mit Ausnahme des Jubiläumsgrat ist es auf den Grat vergleichsweise ruhig. Mit etwa einem Tausendstel des Eisens, was am Jubigrat zu viel ist, könnte man im Bereich der Drei Scharten am Wettersteingrat und an der Schöneckspitze (Waxensteingrat) ein paar solide Stand- bzw. Abseilhaken anbringen. Ob das gemacht wird, soll eine Entscheidung der „Locals“ bleiben. Alle Grate verlangen stabiles Schönwetter, da ein Abbruch nicht immer gut möglich ist.