Föhnspuren

Der Föhn gehört neben dem Lake Effekt und den Italientiefs zu den spannendsten und gleichzeitig am schwersten zu prognostizierenden Wetterereignissen. Wie schwierig ist es, die exakte Temperatur und die Windrichtung vorher zu sagen, kann man an nachstehenden Beispielen vom November 2022 ersehen.

Anfang November 2022 gab es über den Alpen eine leichte Föhnströmung. Als leicht bezeichne ich eine Südströmung über die Alpen, bei der es nur geringe Staubewölkung am Alpenhauptkamm gibt und die Windgeschwindigkeiten meist gering sind. Ebenso sind die Luftdruckunterschiede zwischen Nord- und Südalpen föhntypisch vorhanden aber nicht sehr markant ausgeprägt.

Spannend und schwer einzuschätzen ist es, gerade bei leichten Föhnströmungen, ob der Wind bis in den Talgrund vordringt oder  wie weit er im Alpenvorland wirksam ist.

Man kennt es, wenn einem an einen klaren, kalten Herbstmorgen plötzlich ein  warmer Luftstrom ins Gesicht weht, der ein paar Schritte weiter wieder erschlafft.

Mitte November 2022. Blick vom Grünten nach Süden bei leichtem Föhn und milden Temperaturen früh morgens. Gut erkennbar, wie an manchen Stellen die Wiesen im Talgrund reifbedeckt sind, wo anders nicht. Wer früh zum Berg geradelt ist, konnte es deutlich spüren, wie im Tal einem wechselweise warmer und dann wieder kalter Fahrtwind ins Gesicht geblasen ist. Wer mit dem Auto angereist ist, konnt selbiges auf dem Autothermometer erkennen.

Schwierig für die Meteorologen eine zutreffende Tiefsttemperatur zu prognostizieren.  In einer Senke liegt diese bei minus 5, wenige Kilometer weiter vielleicht bei plus 10 Grad.

Während im Tal die Strömung an diesem klaren Novembermorgen talauswärts fließt, wie es in klaren Nächten  bis in den Vormittag  hinein meist der Fall ist, strömt sie 300 Meter höher von Südwest kommend in die entgegen gesetzte Richtung. Der Föhn bläst durchs Illertal und drück ein bischen ins Ostrachtal hinein, hat aber den Talgrund noch nicht erreicht. Der Rauch macht die gegensätzlichen Strömungen sichtbar.

Wer mit dem Paragleiter starten will, benötigt Informationen zur Windrichtung. Bei richtigem Föhn fliegt man eh nicht, hieß es zumindest früher, aber bei einer leichten Südströmung geht vielleicht doch.

Während der DWD bei Prognosen zum Alpenföhn meist völlig versagt, liefert die ZAMG wenigstens den vagen Hinweis „In den typischen Föhntälern“. Dazu sollte man allerdings wissen, wo sich diese befinden.

Der Föhn weht von Süd nach Nord über die Alpen und wirkt besonders entlang der tiefsten Passübergänge, Süd-Nord-Tälern und natürlich der Kombination aus beidem. Betroffen sind somit die Berge entlang dieser Örtlichkeiten.

Diese, von der ZAMG gemessenen Temperaturen zeigen auf, wo der Föhn wirkt und wo nicht. Die Tabelle stammt nicht aus dem November 2022. Sie dient nur als Beispiel.

Kurz gesagt: Bei diesem Beitrag geht es nicht um eine präzise  Analyse des Alpenföhns, sondern nur um kleine Spuren des Föhns, die der Reif und der Rauch sichtbar werden ließen.

Das Titelbild zu diesem Beitrag ist nicht im November 2022 entstanden. Es entstand an einem föhnigem Herbstag im Wettersteingebirge.

 

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