Archiv der Kategorie: Bergsteigen

Monte Duranno Vergessener „Pause-Klassiker“

Für ganze Generationen von Alpinisten waren und sind Pauses Auswahlführer so etwas wie eine „to do Liste“ Etwas zum Sammeln, etwas zum Abhaken. Aus Zielen, die in den erlesenen Kreis von „die 100 Schönsten“ Eingang fanden, wurden früher oder später oft Modetouren. Meist zurecht. Pauses Auswahlführer verschwanden von Markt, die Bekanntheit seiner Auswahl ist geblieben. Meistens jedenfalls. Heute ist die Anzahl der Googletreffer ein Maßstab für Bekanntheit einer Tour. Doch der  „Pauseruhm“ verblasst. Das zeigt, dass es außer einer Vorstellung im „Kalkfels der Alpen“ keine einzige deutschsprachige Tourenbeschreibung für den Monte Duranno in Friaul gibt. Mit einer italienischen Webbeschreibung und einer Kopie aus dem „Pausebuch“ waren wir im Oktober 2023 auf Spurensuche. Monte Duranno Vergessener „Pause-Klassiker“ weiterlesen

Sasso Manduino – Einsamer Klettergipfel über dem Comer See

Landschaftsprägend steht dieser schöne Granitgipfel 2700 m über dem Nordende des Comer Sees. Schon oft war er mir bei der Heimfahrt im Abendlicht aufgefallen. Die Informationen zu den Bergen in der südwestlichen Ecke des Bergells sind spärlich. Zum Sasso Manduino gab es nicht mal einen deutschsprachigen Treffer im Netz. In italienischer Sprache finden sich einige, wenige informative Beiträge. Diese bestätigen, was schon beim Anblick des Berges klar sein dürfte. Eine wilder und schwieriger Berg mit weiten Wegen. Wilde Südalpen eben. Sasso Manduino – Einsamer Klettergipfel über dem Comer See weiterlesen

Scharnitzköpfe

Zwischen den Lechtaler Genußkraxelgraten, dem Muttekopf No-grat und der Platteinüberschreitung gelegen erzeugt die Überschreitung der drei Scharnitzköpfe hohe Erwartungen in Sachen guter Fels und als Lückenschluss zwischen den geannten Touren.

Diese Erwartungen werden nicht erfüllt. Den Bergsteiger erwarten jede Menge Geröll, brüchigen Fels, anspruchsvolle Routenfindung und mitten drin ein Stück „climbers Paradise“ Scharnitzköpfe weiterlesen

Pizzo di Prata – Zum westlichen Eckpfeiler des Bergells

Das Bergell bringt man im deutschsprachigen Raum meist mit langen, alpinen Touren am Badile, am Cengalo und im Algignakessel in Verbindung – und mit einem verheerenden Bergsturz. Im Italienischen Bergell kennt man vielleicht noch den Mt. Disgrazia und das Val di Mello. Die südwestliche Ecke des Bergells, wo der immer noch fast 3000 m hohe Granitkamm abrupt ins Tal der Mera und zum Comer See abfällt ist für die meisten ein weißer Fleck auf der Landkarte. Zu den meisten Zielen spuckt Google nicht mal deutschsprachige Treffer aus. Pizzo di Prata – Zum westlichen Eckpfeiler des Bergells weiterlesen

Traumtour in der Hornbachkette. Über die Via Jonas auf die Marchspitze

Was als eine Traumtour empfunden wird, ist individuell verschieden. Für den einen eine homogene Kletterei mit kurzem Zustieg, für den anderen ein renommierter Gipfel oder eine möglichst unproblematisches Landschaftserlebnis. Die Vorlieben sind verschieden.

Für mich ist das Prädikat Traumtour erfüllt, wenn von allem etwas dabei ist. Ein schöner Gipfel, eine schöne Kletterei, eine beeindruckende Landschaft abseits vom Massentourismus. Die „Via Jonas“ auf den Hermannskarturm mit anschließender Überschreitung der Marchspitze erfüllt dieses  Prädikat. Traumtour in der Hornbachkette. Über die Via Jonas auf die Marchspitze weiterlesen

Alle Schweizer 4000er?

Wer alle 4000er der Schweiz besteigen möchte, der benötigt zunächst einmal viel Zeit, Geld und auch eine gewisse Beharrlichkeit. Ich benötigte dafür fast 37 Jahre, was natürlich auch daran lag, dass ich die Gipfel nicht explizit gesammelt habe und der Gedanke, die Liste zu vervollständigen erst mir der Zeit kam. Doch welche Liste? Bin ich Bergsteiger, Gipfelsammler oder Listenabhaker? Nicht jeder gelistete 4000er kann als Gipfel oder gar als Berg gesehen, anderseits fehlen wieder doch recht selbständige Gipfel in der einen oder anderen Liste, die sich nicht unerheblich von einander unterscheiden.

Manche Tour klappte wie am Schnürchen, alpiner Hochgenuß also, andere Gipfel zeigten die Zähne und es gehörte auch eine Portion Glück dazu, dass immer alles gut ging. Alle Schweizer 4000er? weiterlesen

(Steil)- grastouren

Steilgrastouren stellen eine besondere Spielart im Alpinismus dar. Irgendwo zwischen Wandern, Klettern und Hochtour gelegen, kann man die Grastouren am ehesten dem klassischen Bergsteigen zuordnen. Typisch für solche Steilgrasberge ist die Lage in Niederschlagsreichen Regionen, der geologische Aufbau aus sog. „sauren Sedimenten“ * und die schlechten, oder ganz fehlenden Sicherungsmöglichkeiten.  Nachfolgend ein paar Eindrücke.

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Zwei mal Schreckhorn

Zwei mal war es mir vergönnt, das Schreckhorn zu besteigen. Jung und unerfahren, komplett bei „fair means“ standen Klaus und ich am 15. August 1991 auf dem Gipfel, der in der Literatur oft zu den schwierigsten 4000ern gezählt wird. Fast auf den Tag, 30 Jahre später, nämlich am 14. August 2021 glückte die Besteigung zum zweiten mal. Dieses mal haben wir in der Hütte übernachtet, Halbpension gebucht und uns 400 Höhenmeter mit durch Seilbahnnutzung erspart. Finanzielle Mittel, Komfortbedürfnis, Absicherung und nicht zuletzt die Gletscher haben sich in den letzten Jahren geändert. Ein paar Gedanken zu einer der eindrucksvollsten Hochtouren in den Alpen. Zwei mal Schreckhorn weiterlesen

Abgelegener Steilgrasberg in den Lechtalern

Juli ist Steilgrassaison. Das heißt Zeit für Höfats,  Himmelhorn, Pfeilspitzte, Feuerstein usw. Daneben gibt es in den nordwestlichen Kalkalpen noch ein reichliches Betätigungsfeld für die Liebhaber (fast) vertikaler Blumenwiesen. Natürlich fragt man sich in der heutigen Zeit, ob die Veröffentlichung einer nahezu unbekannten Tour nicht zu Overtourism, Fremdenfeindlichkeit, Besucherlenkungen und Parkplatzverteuerungen führt. Nun diese Erscheinungen  sind gelegentlich  in Teilen der Bayrischen und Allgäuer Alpen, sowie in den touristisch versauten Teilen des Außerferns festzustellen. Nicht aber im nur mühsam erreichbaren Zentralbereich der Lechtaler Alpen. Da der Gipfel eh schon im alten AV Führer beschrieben ist und eh nur für eine überschaubare Zahl von Steilgrasliebhabern, Gipfelsammlern und Bruchspezialisten interessant erscheint, sehe ich kein Problem, die Überschreitung von Planken- und Spießrutenspitzen vorzustellen. Abgelegener Steilgrasberg in den Lechtalern weiterlesen

Wetterglück auf der Arnspitze

Ein zumindest noch zeitweise schöner Herbsttag mit angekündigtem Wettersturz kündigt sich an. Einige kräftige Schneefälle gab es in diesem Herbst schon zuvor. Dann ist gute Tourenplanung schwierig aber besonders wichtig. Meine Wahl fiel auf die Arnspitzüberschreitung. In Bezug auf Wetter und Verhältnisse war diese Wahl ein Glücksgriff und auch sonst ist dieser isolierte Bergstock zwischen Wetterstein und Karwendel, zwischen Bayern und Tirol viel mehr als ein Verlegenheitsziel, wenn nichts Größeres geht. Wetterglück auf der Arnspitze weiterlesen