Das Thema Stuhlwandgrat entwickelt sich zu einem schwelenden Dauerkonflikt mit dessen angedachten Lösungen niemand wirklich zu Frieden ist.
Nachstehend ein kleiner Überblick über die Situation und die bisherige Entwicklung.Stand November 2015 mit Nachtrag Juni 2016
Der am unmittelbaren Alpenrand stehende Grünten wird von allen Seiten häufig und regelmäßig besteigen. Im Zuge der Bergwaldoffensive hatte man sich das Ziel gesetzt, einen standortgerechten Bergmischwald aufzuziehen und der Jagd bestimmte Abschussquoten vorzugeben. Ruhige Bereiche, sprich Bereiche, die selten bis nie vom Menschen besucht werden gibt es wenige. Ein solcher Bereich ist der steil abfallende Wald zwischen Stuhlwand und Alpenblick.
Von Seiten der Jagd wird beklagt, dass aufgrund der hohen Freizeitnutzung es kaum möglich ist, die geforderten Abschlüsse zu leisten, da sich das Wild ständig auf der Flucht im Wald versteckt.
Die Stuhlwand ist ein langgezogener Felsgrat auf der Südseite des Grünten. Die Überschreitung des Stuhlwandgrates erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Einheimische schätzen diese Tour auch unter der Woche als kurze, alpine Unternehmung am Feierabend. Im Zuge von „Skibergsteigen umweltfreundlich“ kam das Thema Stuhlwandgrat erstmalig auf die Tagesordnung. Der Stein des Anstoß war, dass der Pfad vom Funkenplatz hinab zum Wustbach ein ansonsten kaum besuchtes Gebiet durchschneidet und dass der Pfad immer wieder illegal markiert wurde. Eine freiwillige oder gesetzliche Sperrung wurde gefordert, aber nicht umgesetzt, da man dort nicht Skifahren kann und es somit nicht in den Zuständigkeitsbereich dieses Projektes fällt. Die Argumente klagen plausibel. Für die IG Klettern verfasste ich darauf hin einen Lösungsvorschlag mit einem Abstieg vom Funkenplatz zur Schwandalpe entlang eines Traktorweges auf einer Viehweide. Ökologisch und vor allem für die Wald und Forstwirtschaft eine gute Lösung. Damit sollte Ruhe einkehren.
Einige Jahre geschah nichts. Gerade Einheimische stiegen nach wie vor direkt vom Funkenplatz zum Wustbach ab.
Bis plötzlich auf der Webseite der Bergwaldoffensive der Vorschlag eines Ruhegbietes unter der Überschrift „Jagdkonzept Grünten“ zum Download bereitgestellt wurde.
Im Zuge des Projektes „Mein Freiraum- dein Lebensraum „ und „Natürlich auf Tour“ im Naturpark Nagelfluhkette und seiner Ausweitung auf den Grünten, fand man nun der gesamte Stuhlwandgrat innerhalb einer empfohlenen Ruhezone.
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit fand im Frühjahr 2015 eine Begehung statt, bei der die Bergsteigerinteressen von der IG Klettern Allgäu vertreten wurden. Leider ist es unterblieben, die Öffentlichkeit oder Mitglieder der IG zu informieren und aufzufordern Anregungen, Wünsche und Fakten beizusteuern. Herausgekommen ist eine Lösung, bei der ich Zweifel habe, ob die jemals akzeptiert wird und ob sie überhaupt sinnvoll ist.
Frage: Warum passt man dann die Grenzen der Ruhezone nicht entsprechend an?
Das Ziel war, eine Möglichkeit aufzuzeigen, bei der innerhalb einer Ruhezone Begehungen entlang einer genau definierten Route möglich sind.
Der Grat soll künftig vom Windecksattel (Stuhlwandsattel) nur bis zum Metallkreuz begangen werden. Sodann steigt man durch steilen, erdigen Wald nach Osten ab um hinter einer schwach ausgeprägten Geländekante die Schwandalpe zu errreichen.
Warum wurde nicht der ursprünglich schon vorgeschlagene Kompromiss gewählt?
Von Seiten der Jagd wurde angegeben, dass das auf den Viehweiden äsende Wild eine Fluchtdistanz von rund 500 Metern hätte und dass das Wild nach Störung durch einen Bergsteiger nach unten in den Wald flüchten würde und diesen verbeißen würde. Diese Begründung, die ich nicht so recht glauben wollte, klang irgendwie logisch und nachdem auf einer Sitzung im Sommer 2015 alles bereits festgeschrieben schien, konnten Jürgen und ich nur erreichen, dass die Begehbarkeit des Grates zumindest bis zum Eisenkreuz festgeschrieben und protokolliert wurde.
Warum ist das wichtig?
Weil, wenn irgendwann jemand auf die Idee kommt, aus der empfohlenen Ruhezone ein amtliches Sperrgebiet zu machen es wichtig ist, auf so eine Vereinbarung zu verweisen, die dann auch Bestandteil einer fixen Regelung wird.
Wird diese Regelung akzeptiert?
Ich habe Zweifel und hab diese auch bei einer Sitzung in Burgberg Kund getan.
Warum? Weil der neue Abstieg durch steilen unbequemen und erdigen Wald führt, das schöne Schlussstück und der Funkenplatz, der ein wunderbarer Ort zum Verweilen ist, ausgespart wurde
Nicht mit offenen Karten gespielt
Wie gesagt, logisch ist es nicht, dass gerade die ökologischste, logischste und sinnvollste Abstiegs-/Zustiegsmöglichkeit von Seiten der Jagd auf Ablehnung stieß. Im November 2015 habe ich erkannt warum.
In einem Baum auf der Viehweide zwischen Funkenplatz und Schwandalpe befindet sich ein Hochsitz, von dem aus die gesamte Fläche bis kurz vor dem Funkenplatz eingesehen werden kann und von dem man entsprechend zielgenau schießen kann. Ohne störende Bäume und ohne Wanderweg. Genau aus diesem Grund wurde uns das Märchen von 500 (fünfhundert)m Fluchtdistanz und dem Verbiss im Bergwald aufgetischt. Ich habe bei den Gämsen dort eine Fluchtdistanz von rund 50 (fünfzig) m festgestellt.
Ich habe Verständniss dafür, das der zuständige Jäger dort keine Bergsteiger sehen möchte. Es handelt sich vom Gelände und von der Frequentierung her um einen der wenigen Stellen am Grünten, an dem eine weitgehend störungsfreie Jagd möglich ist. Für die Jagd ist der direkte Abstieg vom Funkenplatz zum Wustbach weniger störend
Im Sinne eines Miteinander wäre es angebracht gewesen, den Standort des Hochsitzes, der Schusslinien und deren Bedeutung für die Jagd am Grünten offen anzusprechen. So bleibt ein fahler Nachgeschmack
Alternative Route
Eine leicht fallende Querung knapp unterhalb vom Funkenplatz zum Wanderweg zum Grüntenhaus. Damit käme man nach einer Stuhlwandüberschreitung auf dem schnellsten Weg wieder zurück zu den markierten Wegen. Der Wald oberhalb vom Alpenblick bliebe unberührt und der Jäger könnte in Ruhe vom Hochsitz aus Gämsen schießen.
Schade dass nicht von Beginn an offen über die Bedürfnisse gesprochen wurde.
Empfehlung
Noch stehen die angekündigten Schilder am Grat nicht. (November 2015) Also am besten wie gehabt vom Funkenplatz zum Wustbach absteigen. Wenn die Schilder denn stehen, werden wir sehen, ob sich der faule Kompromiß durchsetzt. Falls nicht und falls jemand deshalb Handlungsbedarf sieht, dann den alternativen Abstieg vorschlagen und von Seiten der IG-Klettern die Mitglieder einbinden und von Seiten der Jagd eine ehrliche Kommunikation fordern.
Nachtrag im Juni 2016.
Bis heute (2.6.2016) war der Beitrag nicht öffentlich. Aus dem Grund kein Öl ins Feuer zu gießen zu wollen und mit der Hoffnung, dass das Thema vielleicht über den Winter einschäft. Diese Hoffnung haben sich nicht erfüllt. Akutell werden Beschilderungen angebracht oder sind bereits angebracht worden.
Ich glaube nicht daran, dass die angedachten Regelungen akzeptiert werden. Besonders die Einheimischen werden kaum davon zu überzeugen sein.
Spannend noch die Frage, wer die ganzen Flyer, Schilder, Arbeitsstunden usw. bezahlt.
Beschreibung des Stuhlwandgrates:
http://festivaltour.de/forum/thema/%C3%9Cberschreitung-der-stuhlwand-im-abstieg.1203/
hallo kristian, sicher interessant, dein Beitrag zum Stuhlwandgrat. Hätte ihn gern gelesen, er ist jedoch passwortgeschützt- ein Versehen oder Absicht? Viele GrüÃe von Susanne
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Dein Vorschlag fuer den alternativen Abstieg erscheint mir sinnvoll, nachdem so die gesamte, von der Jagd als so wichtig erachtete Flanke, voellig unberuehrt bliebe. Zumal die Strecke vom Grat zurueck auf den Weg recht kurz waere und sich sicherlich einfach ein Pfad anlegen liesse.
Der jetzt vorgeschlagene „Kompromiss“ ist in meinen Augen ausgesprochen einseitig und wird sich darum wohl auch nicht durchsetzen. Ich wuerde mir jedenfalls nicht die Haelfte eines Grats verbieten lassen, wenn ich den schon ewig so gegangen bin. Aber ob ich im Wald hier oder da absteige, waer mir nun wirklich nicht so wichtig…
Zum Thema Fluchtdistanz hast Du absolut recht, das war eine glatte Luege. Ich bin schon oft Gaemsen und einige Male Rotwild begegnet. Das normale Verhalten ist: sich auf max. 50m wegbewegen (und oft nicht mal soweit, ich hab’s auch im Steilgelaende mit nur knapp 30m erlebt), dann stehenbleiben und schauen, ob der Mensch einem nachkommt oder in irgendeinem ungefaehrlichen Winkel vorbeilaeuft. 500m waeren es vielleicht, wenn ich laut bruellend oder in die Luft schiessend auf eine Gams zurennen wuerde. Dieses Verhalten konnte ich bislang bei Wanderern, die einsame Pfade zu schaetzen wissen, doch eher selten beobachten…
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Wie dreist muss man denn bitteschön sein, um den Naturschutz als Deckmantel für Jagdinteressen zu missbrauchen?! Nur zur Erinnerung: Jäger sind Menschen, die lebende Tiere töten. Punkt. Noch zynischer geht’s ja kaum… und wer jetzt die Jagd als solche rechtfertigen möchte, sollte sich den verlinkten Artikel durchlesen, ehe er seine Argumente zückt:
http://www.peta.de/jagdirrtuemer#.V1gmm-QYu24
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Aktueller Stand der Beschilderung (10.06.16): Schilder 1 und 2 stehen, 3-6 noch nicht. Von oben her gesehen, bewegt man sich also noch im unregulierten Bereich. Eine Gams ist mir am Freitag nicht begegnet.
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Aktueller Stand, alle Schilder sind auf den Stuhlgrat aufgestellt, Am Schild beim Eisernen Kreuz ist der Hinweis das der Funkenplatz demontiert sein soll. Stimmer aber bis jetzt noch nicht.
Ich find auch das hier wieder mal nur geschaut wird wie man am besten und einfachsten seine Trophäen bekommt. Wenn ich allein im Wald geh, kann ich oft Wild sehen und wenn man sich entsprechend verhält rennt es auch nicht weg, sondern beobachtet ob man sich nähert oder nicht, Fluchtdistanzen von 500m sind Jägerlatein… Ich werde auch weiterhin den Grat gesamt begehen.
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Bin gespannt, welche Halbwertszeit diese Schilder haben. Wann kommt jemand und entsorgt diesen Schilderwald diskret in einem tiefen Tobel
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Zwar liegt der Gedanken nahe, dass man, wenn die Jagdseite die Sitzgruppe am Funkenplatz abbaut, ganz einfach, weil es ihnen nicht gefaellt, wir Bergsteiger auch Schilder abbauen, ganz einfach, weil sie uns nicht gefallen.
Doch damit wuerden wir auf das Niveau der Gegenseite hinabsteigen. Also lieber ignorieren und sich an der Natur erfreuen. Ein Feierabendbier kann man am Funkenplatz auch ohne Sitzgruppe geniessen.
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Heute Morgen war ich oben. Die Sitzgruppe war komplett verschwunden, ja sogar das komplette Fundament ist entfernt worden.
Schade, das Menschen so stur sein können.
Bin auch mal gespannt wie lange diese dezent angebrachten Schilder halten.
Ich respektiere meine Grenzen aber nicht eure!
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Ich seh´s so wie Kristian, alles zerstören ist eine Assi Mentalität, sich einfach an den netten Rehbildern auf den Schildern erfreuen und sich seinen Teil denken ist sicherlich der richtige Weg.
Schade find ich trotzdem das mit Riesenaufwand was kaputt gemacht wird was hätte nicht sein müssen. Die Bank war halt schon sehr bequem, aber in der Wiese sitzen geht auch.
Tipp Fernglas mitnehmen und auf Wildbeobachtung gehen…
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Das wild hat sich über die jahre schon längst an die orginale route gewöhnt, von daher ist diese auch die beste und eine Änderung dieser wäre eher eine Störung. Diese Störung wäre allerdings auch nicht von langer Dauer da sich das Wild unwahrscheinlich schnell an neue Situationen etwa durch Menschen gewöhnt, diese Informationen habe ich von einem alten Jäger erhalten. Ständige neubegehungen sind eher eine Störung. Das heisst bei euch scheinen die Jäger einfach nur keine Lust auf euch zu haben. Was mir aber als ein Vorteil für euch erscheint sind die genannten Schilder. Ich habe eines auf einem Foto gelesen. Wenn man diese liest meint mann es ist strengstens verboten dort vorbei zu gehen da dort nicht eindeutig aufgelistet steht das es lediglich um eine freiwillige Verbotszone handelt. Würde diese Info an einen Juristen weitergegeben würde dieser das mit hoher Wahrscheinlichkei als Illegal und täuschung der Öffentlichkei durchbekommen was im nachinein weiteren handlungsschritten von seiten der Jäger (etwaige Totalsperrung) ein Rechtliches aus setzten würde. D.h sie hätten sich ins eigene Fleisch geschnitten durch Ihre falsch formulierte Beschilderung.
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2019: noch immer stehen dort die Schilder. Es gibt den Abstieg zur Schwand (wohl Mittlerweile erlaubt). Ich habe weiterhin keinerlei Verständnis und gehe wie immer.
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