Schnippenkopf- Lawine und Besucherlenkung

Eine Lawine, ein Altschneeproblem und eine missglückte Besucherlenkung.

Gleich vorab: Die schlechte Bildqualität ist den Sichtverhältnissen, genauer gesagt Nebel, Schneefall und dem  bedeckten Himmel geschuldet. Am 15.1.2017 haben wir eine Skitour von Reichenbach auf den Schnippenkopf unternommen. Tiefer Powder von oben bis unten. An diesem Tag eine super schöne, an die Verhältnisse angepasste Tour, die überwiegend zwischen den Bäumen verläuft. Es überwiegt der positive Eindruck. Dennoch gab es einige weniger positive Beobachtungen, die es Wert sind, weiter gegeben zu werden.

Das Altschneeproblem.

Ostseitig, unterhalb des Punktes 1710 der AV Karte haben wir ein Schneeprofil gegraben. Festgestellt haben wir neben einer Schichtgrenze (glatter Bruch- kaum Bruchfortpflanzung) eine dünne, stark aufgebaute Schicht am Boden. Ob es sich dabei um die wenigen cm Schnee vom Heilig Abend 2016 oder den geringen Schneefall vom 2.1.2017 handelt, oder die Kombination aus beidem, vermag ich nicht zu sagen. Fest steht, dass es sich dabei um ein tückisches Problem handelt. Ziemlich gleichzeitig, als wir zu zweit am Beginn des sicheren Ostrückens vom Punkt 1710 ein Schneeprofil gruben und ich mit der Schaufel in den bodennahen Schwimmschnee stach, bildeten sich bei unserem Kollegen bei einer Spitzkehre Risse in der Schneedecke. Begleitet vom einem lauten Knall und einem deutlich spürbaren Absacken der Schneedecke. Ein ganzes Stück davon entfernt löste sich ein Schneebrett. Das Ganze war, auch mit einem kritischen Rückblick, auf Grund der Spuranlage für uns harmlos. Der Fall zeigt jedoch das Vorhandensein eines Altschneeproblems in den Allgäuer Alpen.

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Bodennahe Schwachschicht. Tiefe 110 cm

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Beginn des Ostrückens von Punkt 1710

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Auf Grund schlechter Sicht kaum zu erkennen. Das ausgelöste Schneebrett. Wer genau schaut, sieht an wenigen Stellen den freigelegten Boden. Beleg dafür, dass es auf einer bodennahen Schwachschicht abgegangen ist.

Wegen der wirklich dünnen Schwachschicht am Boden sehe ich persönlich dort eine potentielle Gefahr, wo diese Schicht auf Grund glatten Boden flächig vorhanden ist. Also hoch gelegene, steile grasbewachsene Flanken und hier besonders die Übergangsbereiche zwischen viel und wenig Schnee. In sehr unregelmäßigen, felsigen Gelände sehe ich das Problem mangels flächiger Schwachschicht als geringer an.

Zum Lawinenlagebericht an diesem Tag

Besucherlenkung 1

Die Waldstufe zwischen Rubihütte und Falkenjoch war bei dieser Schneelage bis auf wenige Meter gut zu fahren. Das ist jedoch selten der Fall. Bei einer Sitzung von „skibergsteigen umweltfreundlich“ wurde von mir angeregt, hier eine Verbesserung in Form einer Schneise zu schaffen, was auch von den Vertretern des Forstes positiv aufgenommen wurde und angekündigt wurde, die Sache weiter zu verfolgen. Hoffentlich ist das Thema nicht eingeschlafen.

Anmerkung: Wenn jeder kreuz und quer durch den Wald stochert, gibt es nur Verlierer. Der Mensch und die Natur in gleicher Weise. Eine Schneise bündelt die Besucherströme im sensiblen Baumgrenzbereich und beruhigt gleichzeitig angrenzende Bereiche. Eine Lenkung die ohne Schilder usw. auskommt. Zudem verwandelt sich so eine Schneise im Sommer in ein Blumenmeer mit deutlich größerer Artenvielfalt als der Waldboden in einem dichten Fichtenwald.

Besucherlenkung 2

Hier läuft etwas gewaltig schief. Bei der Abfahrt wird empfohlen unterhalb der Gaisalpe  ganz leicht steigend, dem Wallraffweg zu folgen um nach etwa 300 m durch eine  schöne Freifläche hinab nach Reichenbach zu fahren. Bei guten Verhältnissen, so wie am 15.1.2017  ein lohnender Abstecher. Die meisten nutzen aber auch die unter anderem auch als Rodelbahn genutzten Fahrstraße zur Gaisalpe. Sei es um die lange Schieberei zur Schneise zu vermeiden oder auch, weil es bei wenig Schnee vorteilhafter ist. Das würde allerdings die Straße und die Rodelbahn zerstören, so der Wirt der Gaisalpe. Nicht wenige haben dafür auch schon einen Anschiss kassiert.  Wer nun aber der empfohlenen Abfahrtsroute folgt, muss mitten in der Schneise einen Stacheldrahtzaun überwinden. Wenn es nochmal schneit, ist der Draht nicht mehr sichtbar und stellt eine gefährliche Falle dar.

Karte Gaisalpe.jpg

Abfahrt Gaisalpe.jpg

Ganz klar. Der Zaun muss weg oder die Empfehlung des DAV hier abzufahren und die zeitweise angebrachte Beschilderung unterhalb der Gaisalpe müssen geändert werden.

Im Moment empfehle ich daher für die Abfahrt die Straße zu benutzen.

Ich glaube (ohne Gewähr) mich erinnern zu können, dass es mal einen Unfall im Schwarzwald gab, bei der eine Skifahrerin in einen eingeschneiten Zaun fuhr und sich schwer verletzte. Der Besitzer des Zaunes musste haften.

Schon im Interesse aller, muss hier etwas geschehen.

Daten zur Tour:

Karte: Alpenvereinskarte Allgäuer Hochalpen BY 4

Führer: Skitourenführer Allgäu/Panico Verlag

Ausrüstung: Normale Skitourenausrüstung.

Geeignet für wen? Die Waldstufe zwischen Rubihütte und Falkenjoch erfordert im Aufstieg, wie auch in der Abfahrt etwas Geschicklichkeit. Ansonsten auch für Anfänger geeignet.

Persönliche, farblich abgestufte Risikoeinschätzung bei Lawinenwarnstufe:

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5 Kommentare zu „Schnippenkopf- Lawine und Besucherlenkung“

  1. Wie ist das hier genau, wenn man auf der Straße abfährt? Kriegt man hier nur einen verbalen Anschiss, oder wird man – wie anderswo in der Gegend auch üblich – auf sadomasochistische Art mit fliegenden Fäusten von einheimischen Damen verdroschen?

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  2. Das gleiche Phänomen in gleicher Höhenlage gibt es auch im Außerfern. Wir waren am WE mit einer Gruppe beim Iglubauen am Hahnenkamm bei Reutte, nicht weit von der Bergstation der Seilbahn. Beim Heraussägen der Blöcke ist mir die ganze Front mit 1,30m von selbst entgegen gekommen – auch auf einer geringmächtigen bodennahen Schwachschicht. Am folgenden Morgen wurden binnen kurzer Zeit alle Hänge im Freeridebereich zerpflügt – ohne Folgen. vermutlich mit noch Mal 30+ zu dicke Schneedecke !?

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  3. dem kann ich nur zustimmen, bin heute vom Hüttenwirt auch angegangen worden weil ich den Rodelweg abgefahren bin, mein Geld auf der Hütte hat er aber gerne genommen

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