Durch die Hörnergruppe

Wenn das Hochgebirge schmollt, sich die Berge des Allgäuer Hauptkamms in Wolken verstecken oder die Lawinengefahr einfach zu groß ist, dann bieten die Allgäuer Vorberge oft optimale Bedingungen. Das leichte, kurze Touren am Alpenrand nicht zu den einsamsten zählen liegt auf der Hand. Es lassen sich auch dort  ausgedehnte und anspruchsvolle Rundtouren durchführen. Die  (teilweise ) Nutzung von ÖPNV für die Anreise macht Sinn. So richtig funktionieren mag es aber auch nicht. Nachstehend Eindrücke einer Durchquerung der Hörnergruppe in den Allgäuer Vorbergen.

Eine anspruchsvolle Skidurchquerung in den Allgäuer oder Lechtaler Alpen hatte ich im Programm der DAV-Sektion Allgäu-Immenstadt ausgeschrieben. Wie jedes Jahr. Im Rahmen dieses Programms hatten wir bereits Oberstorf-Hinterhornbach Hochvogel Hinterstein, Oberstdorf Tannheim, den Heilbronner Weg, die große Namlosrunde und einige andere schöne Touren in der Heimatregion durchgeführt.

Heuer, im Januar 2022 kommt der dann mit den Riedberger Horn daher, die kürzeste und leichteste Anfängertour, das Allgäu zu bieten hat. Doch das Riedberger Horn ist nur der Auftakt zu einer Eindrucksvollen Runde, die beliebig verkürzt oder ausgedehnt werden kann. Da die Tour weit entfernt vom Ausgangspunkt endet, macht die Anreise mit ÖPNV Sinn. Doch so ganz einfach ist das nicht.

Zunächst mal das Positive. Ab Fischen fahren früh zahlreiche Busse in kurzen Abständen zum Riedbergpass hinauf, um die Pistenfahrer an den Lift zu bringen. Diese Busse kann man natürlich auch als Tourengeher nutzen und sich so die Fahrt auf den Pass ersparen. Mit 4,50  € für die einfache Fahrt nicht gerade billig und bereits ab zwei Personen erscheint eine Autofahrt günstiger. Vor allem dann, wenn man nur auf´s Riedberger Horn möchte und auch wieder zurück fahren muss. Wir planen aber ein Durchquerung und so ist die Busfahrt fast alternativlos. Positiv hervorzuheben ist, dass man In Fischen direkt am Bahnhof, bzw. den Bushaltestellen kostenlos parken an. Ein guter Anreiz also, es ab dort mal mit den Öffis zu versuchen. Eine gute Anbindung und Anreize um Umsteigen fehlt in Gunzesried Säge und in Bihlerdorf. In der Säge wartete ich vor einigen Jahren schon mal eine gefühlte Ewigkeit mit einer Gruppe, bis das bestellte Kleinbustaxi kam. Im Winter 2022 fährt immerhin alle zwei Stunden ein Bus. Also doch ein Auto dort abstellen. Zu groß ist das Risiko dort hinten ohne geöffnete Wirtschaft lange warten zu müssen. Währe die Alpe Rappergschwend  noch geöffnet und könnte man in Bihlerdorf noch parken, ohne die hungrigen Schlünde der neuen Parkautomaten zu füttern, hätte man einfach nach der Tour einkehren können, bis der Bus kommt und währe mit dem Auto nur bis Bihlerdorf gefahren. In Punkto Skitouren mit Öffis gibt es also noch sehr viel Luft nach oben.

Das Riedberger Horn

Zum Riedberger Horn muss man nicht viel erzählen. 350 Höhenmeter im leichten, fast immer gespurten Gelände. Das wars. Die Abfahrt hinab ins Ostertal bringt immerhin fast 700 Höhenmeter gutes Skigelände. Die flankierenden Bäume erhöhen auch bei schlechtem Wetter den Kontrast.

Riedberger Horn (links) und Blaicher Horn (rechts) vom Rangiswanger Horn
Blick vom Riedberger Horn nach Westen
Tagesanbruch auf dem Riedberger Horn
Abfahrt ins Ostertal

Das Blaicher Horn

Das Blaicher Horn ist noch leichter, als das Riedberger Horn. Allerdings etwas weiter. Die 600 Höhenmeter bringen wir rasch hinter uns, bevor wir die gar nicht mal so schlechte Abfahrt bis zur vor Balderschwang genießen.

Alpe Wilhelmine oberhalb von Balderschwang

Der Siplinger Kopf

Der nun folgende Siplinger Kopf stellt den landschaftlichen und skifahrerischen Höhepunkt unserer Durchquerung dar. Inzwischen scheint auch die Sonne und der Sturm fegt den Schnee durch die langgezogenen Schläuche, wie man die dem Nagelfluhgestein typischen Geländeformen bezeichnet.

Während der Normalaufstieg von Balderschwang  auch noch als leicht anzusehen ist, kann man bei der Abfahrt nach Nordosten zwischen anspruchsvoll und extrem wählen. Jede der steilen Rinnen hat einen Namen, wie z.B. die Feldalprinne oder die Einmannrinne.

In den Siplingerrinnen

Der Tennenmooskopf

Nach diesem alpinen Intermezzo folgt dann noch ein mühsamer Aufstieg zum Tennenmooskopf. Damit haben wir wieder das leichte und flache Hörnergruppengelände erreicht.

Jetzt nur noch eine letzte Abfahrt hinab in die Säge. Diese ist im unteren Teil so flach, dass man froh ist, dass die Strecke bis zur Alpe Rappergschwend regelmäßig als Rodelbahn gewalzt wird. Apropos Rappergschwend. Hier war früher ein Einkehr obligat. Doch die Bayr. Staatsforsten als Besitzer der Alpe verpachten diese nicht mehr als Gastwirtschaft im Winter. Gründe gibt es wohl einige: Abwasser, Hygieneauflagen, Besucherlenkung usw. Schade.

 

Leicht und gut besucht. Der Tennenmooskopf über der Alpe Rappergschwend
Für sich alleine ist der Tennenmooskopf eine kurze, meist ungefährliche Schlechtwettertour.

Eindrücke aus der Hörnergruppe

Erste Spuren am Rangiswanger Horn.
Abfahrt bei Sonnenaufgang vom Rangiswanger Horn

Die Tour in Kürze

Karte: Alpenvereinskarte Allgäuer Voralpen West BY 1

Führer: http://www.panico.de/buecher/skitourenfuehrer-snowboardfuehrer/skitourenfuehrer-allgaeu.html

Ausrüstung: Normale Skitourenausrüstung.

Geeignet für wen?  Da sich die Tour beliebig verkürzen oder erweitern lässt ist sie für Anfänger und Fortgeschrittene in gleicher Weise geeignet. Einzig die Nordostabfahrt vom Siplinger ist anspruchsvoll.  Persönliche, farblich abgestufte Risikoeinschätzung bei Lawinenwarnstufe:              1             2             3             4             5

4 Kommentare zu „Durch die Hörnergruppe“

  1. Ich versuche normalerweise immer umweltfreundlich unterwegs zu sein. Nur beim Wintersport (Skitour, Langlauf) habe ich das bisher nicht geschafft.
    So eine Tour durch dir Hörnergruppe schwebt mir auch schon seit einiger Zeit vor. Dabei zog ich in Erwägung, bereits von meinem Heimatort Kempten mit dem Zug anzureisen und zum Kemptener Bahnhof mit dem Bus oder Fahrrad. Aber dann müsste ich ja bereits in Skischuhen das Haus verlassen. Die komplette Anreise und Heimreise in Skischuhen hat mich bisher dann doch von meinem Vorhaben abgehalten.
    Wegen der schlechten Anbindung des Gunzesriedertals würde ich die Tour vielleicht eher andersherum machen. Vom Riedbergpass kommt man schließlich gut wieder weg.

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    1. Mei, häng halt die Skistiefel derweil an den Rucksack und nimm leichte Schuhe für die Anreise; klar hat das den Nachteil dass man die dann den Rest des Tages mitträgt wenns nicht zum Ausgangspunkt zurück geht und die dort deponiert werden können.

      Tja, die Anbindung des Gunzesriedertals… evtl. in der Otto-Schwegler-Hütte AV) übernachten? Das habe ich früher öfter so gemacht. Freitag rein, Samstag grosse Hörnerrunde vom Blaicher über Riedberger, Ochsenkopf zum Rangiswanger. Die kann auch nach Belieben verkürzt oder noch verlängert werden.
      Da rentiert sich mit einer weiteren Tour am Sonntag die für mich weitere Anfahrt.

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  2. Hallo Kristian,
    super Bericht, vielen Dank dafür! Ich bin eh schon Siplinger-Fan – einfach schön dort.
    Wo finde ich denn weitere Infos zu den Siplingerrinnen – z.B. welche der Rinnen wie heißt? Das findet man nämlich leider in keiner Karte. Wäre super interessant!
    Micha

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