Skitourenstatus Nr. 6 Saisonende?

Vielfach bekommt man aktuell zu hören, die Tourensaison sei vorbei und tatsächlich, in weiten Teilen der Alpen sieht es nicht gut aus. Die Schneehöhen liegen verbreitet unter den langjährigen Mittelwerten. Doch in einigen Gebieten geht noch was. Dazu gehört glücklicher Weise aus das Allgäu.

Grob ausgedrückt, kann man sagen, dass die Schneelage in den Nordalpen noch am besten ist. Mit Ausnahme des Alpenrandes, denn dieser  wurde im Laufe des Winters immer wieder von Stürmen aus westlicher Richtung heimgesucht, so dass sich hier  nur wenig Schnee ablagern konnte.

21.4.2022 Blick vom Iseler ins Tannheimer Tal. Dieses in West-Ost-Richtung verlaufende Tal war im zurückliegenden Winter stark den Westwinden ausgesetzt. Mit der Folge, dass der Schnee hindurchgefegt ist, anstatt liegen zu bleiben.

Auffallend:

Die geringen Schneehöhen in weiten Teilen der Alpen sind nicht auf die Klimaerwärmung zurück zu führen, sondern auf die markante Niederschlagsarmut im März und April. Beide Monate waren vielfach sogar zu kalt, zumindest dann, wenn die Referenzperiode von 1991 bis 2020 herangezogen wird.

 

Die Höfats vom Schneck. 24.4.2022

In den Bergen der „zweiten Reihe“ haben diverse Nordstaulagen doch ein ordentliches Fundament hinterlassen. Am meisten zwischen dem südlichen Allgäu, der Arlbergregion und den Berner Alpen.

Die Wildspitze am 28.4.2022. Am Gletscher feiner Pulverschnee und trotzdem sind die Splaten nur unzureichend überdeckt. Ich habe die Wildspitze im Spätherbst auch schon mit mehr Schnee erlebt.

Weiter südlich, also jenseits von Inn, Rhein und Rhone nimmt die Schneemenge  rasch ab. Da nützt es auch wenig, dass die Berge dort höher sind. Prekär ist die Lage im Wallis. Selbst oberhalb von 2000 m müssen die Ski oft lange Strecken bis an den Schnee getragen werden, gleiches gilt für das Aostatal. Hinzu kommt, dass Flanken und Grat oft blank sind und Spalten nur unzureichend überdeckt sind.

 

4.5.2022 Blick vom Hohen Ifen nach Südwesten. Hier reicht die Schneedecke noch bis etwa 1500 m hinab
Ein paar Schwünge im Maipulver auf dem Hohen Ifen

Ganz gut schaut es hingegen im Allgäu und in Vorarlberg aus. Am Gr. Wilden kann man aktuell (5.5.2022) noch bis etwa 1350 m hinab mit Ski fahren. Am Hohen Ifen reicht es dank Kunstschneestreifen noch bis ans Auto.  Wer sich nicht schuet, die Ski ein Stück zu tragen, der findet im Bereich des Heilbronner Weges auch noch gute Tourenmöglichkeiten.

Mangels hoher Ausgangspunkte neigt sich im Allgäu die Saison trotz verbreitet noch guter Schneelage in den Hochlagen dem Ende zu. Ich denke so bis Mitte Mai dürfte es noch reichen.

Das Meiental und der Sustenpass am 18.4.2022. In diesem Gebiet sollte der Schnee auch heuer am längsten reichen

Wie so oft wird das Skitourenfinale für viele an schweizer Pässen statt finden, wobei es am Julier schon recht knapp ist, während vom Flüela, Susten, Grimsel und Klausen noch einiges geht, sobald die jeweiligen Straßen geöffnet sind.

Weiterführende Links

https://freieberge.wordpress.com/2020/03/30/schneehoehenverteilung-im-allgaeu-der-fruehling-kommt-nicht-zur-selben-zeit/

https://freieberge.wordpress.com/2017/06/09/fruehsommerskitouren/

Großer Wilder – Die Allgäuer Abschlussskitour

https://www.slf.ch/de/lawinenbulletin-und-schneesituation/wochen-und-winterberichte/2021/22/winterbericht-2021/22.html

 

Eindrücke, Vergleiche und Statistik.

 

Obertal:

Das Obertal am 27.4.2022
Zum Vergleich: Das Obertal am 11.5.2019
Obertal 28.4.2020

Der Standpunkt des Fotografen bei der Alpe Engeratsgund liegt 1150 m. hoch.

Großer Wilder

Großer Wilder am 23.4.2022
Großer Wilder am 04.06.2021

 

Großer Wilder am 05.06.2019

Lachenkopf

Lachenkopf am 27.4.2022
Lachenkopf am 01.05.2021
Lachenkopf am 28.4.2020

Kratzer

Ihr wisst ja…. zeigt der Kratzer seine Rippen

https://freieberge.wordpress.com/2015/05/09/zeigt-der-kratzer-seine-rippen/

5.5.2022 noch zeigt der Kratzer keine Rippen
Ein paar Tage zuvor. Der Kratzer (Mitte) von Süden, von der Holzgauer Wetterspitze

 

Statistik

Jahresgrafik Fellhorn 2022
Jahresgrafik Fellhorn 2021
Jahresgrafik Fellhorn 2020

 

Die Jahresgrafik Kühtai Längental 2022 zeigt einen ähnlichen Verlauf wie jene am Fellhorn aus den selben Zeitraum. Die Region ist niederschlagsärmer. Das erklärt, die trotz größerer Höhe (+250 m) die geringere Schneehöhen. Der ähnliche gleiche Verlauf deutet darauf hin, dass diese Region ihren Schnee aus den selben Niederschlagsperioden bekommen hat.
Eine Jahresgrafik aus dem Tessin. Die Schneehöhen lagen ab Dezember deutlich unter dem langjährigen Mittel. Von Mitte Dezember bis zum April gab es dort keinen nennenswerten Niederschlag.

 

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