Rauhfußhühner- Gar nicht so selten

Seit Jahren kommt keine Ausgabe der Alpen-Prawda des Panoramas heraus, in der nicht in irgend einer Form die Bedrohung der Rauhfußhühner durch den bergsteigenden Menschen thematisiert wird. Ohne Frage, diese Bedrohung gibt es. Doch ist diese punktuelle Bedrohung so markant, dass dadurch die Bestände dieser Gattung gefährdet wäre? Kein Führerautor kommt an dem Thema vorbei. Politkorrekt wird es in der Einleitung eines jeden Werkes heruntergebetet, wie die Jungfräulichkeit Marias in der katholischen Sonntagsmesse. Das von Aussterben bedrohte Huhn ist längst ein Faktum geworden, dass nicht in Frage gestellt werden darf. Und wir Bergsteiger sind daran schuld! Wirklich?

Sehen wir uns die Bestandszahlen in österreichischen Bundesländern Tirol und Vorarlberg mal an.

In Vorarlberg stieg der Bestand an Birkwild im Zeitraum von 2000 bis 2010 um 867 auf 2915 Tiere. Das bedeutet eine Zunahme um 42%. Diese Zunahme wäre noch viel markanter, würden nicht pro Jahr 80 bis 100 Birkhähne offiziell erlegt

http://www.vjagd.at/wp-content/uploads/Bericht-%C3%BCber-die-Situation-des-Birkwildes-2013_klein.pdf Seite 5 f

In Tirol stieg der Bestand von Birkwild im Zeitraum von 2005 bis 2010 um 1.382 Tiere auf 18.307. Das bedeutet eine Zunahme um 8%. Die Zahl der Balzplätze ist um gut 11% gestiegen. Auch hier wäre die Zunahme ohne die Verluste durch die Jagd noch viel markanter.

Quelle: http://www.tjv.at/wp-content/uploads/2014/07/raufusshuhnmonitoring_2011.pdf?e1577f Seite 21.

Richtiger Weise setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass das Hauptproblem dieser Gattung (wie bei anderen Arten auch) der Verlust von Lebensräumen ist. Dr. Josef Reichholf http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_H._Reichholf gibt dafür in erster Linie der industriellen Land- und Forstwirtschaft die Schuld und belegt dies anhand von Quellen. Reichholf stellt zudem den Sinn von Betretungsverboten und Besucherlenkungsmaßnahmen in Frage.

 Die Situation im Allgäu.

Das Allgäu ragt gleich einem spitzwinkligen Dreieck weit nach Süden, zwischen Vorarlberg und Tirol in den Alpenraum hinein. Durch seine Lage zwischen den genannten Regionen und der vergleichbaren Topographie können wir von ähnlichen Bedingungen ausgehen, was die Bestandentwicklung bei den Rauhfußhühnern betrifft. Auch wenn keine Zahlen zur Bestandentwicklung vorliegen, so ist davon auszugehen, dass hier der Anstieg noch deutlicher ausfällt, da das Birkwild hier ganzjährig unter Schutz steht und somit der Verlust durch die Jagd fehlt.

Dennoch fordern Bund Naturschutz, Jagd und Landesbund für Vogelschutz nach immer mehr Einschränkungen. Der DAV erweist sich wie sooft als williger Erfüllungsgehilfe dieser Lobbyvertreter.

Siehe hier : https://freieberge.wordpress.com/2015/02/18/riedberger-horn-fruher-heute-morgen/

Warum aber verschweigt uns die Alpenprawda, das Panorama, dass

  • der Bestand der Tiere kontinuierlich zunimmt?
  • das auch bereits im Alpenraum ausgestorbene Tiere (Bär, Wolf, Luchs, Biber, Bartgeier) zurückkehren, wenn man sie nicht mehr verfolgt?
  • das Rauhfußhühner ursprünglich auch die voralpinen Moor- und Heidelandschaften wie das Erdinger Moos, das Lechfeld usw. besiedelt haben; ihnen dort aber der Lebensraum genommen wurde?
  • das Raufußhühner in Österreich, Italien und der Schweiz legal bejagt werden dürfen?

Wollen wir Artenschutz betreiben, so ist  anstatt von Besucherlenkung der Erhalt der Lebensräume zu forcieren. Ein strukturiertes Gemisch aus Krummholz, Bäumen, Heidelbeersträuchern und Grasland. Ein solches Gemisch wie es von der Natur aus in Moor- und Heidelandschaften und an der alpinen Baumgrenze vorkommt.

Diese Geländestrukturen wurden durch die intensive Land- und Forstwirtschaft im Voralpenland weitgehend beseitigt. Die Alpwirtschaft hingegen schafft oftmals weitere geeignete Flächen. Die Energiewende (Stichworte Biosprit Raps und Mais) vernichten diese. 

Gerade im Staatswald, der nicht zwingend Gewinne abwerfen muss, sollte es ein leichtes sein, entsprechende Lebensräume zu schaffen. Auf Privatgrund können landwirtschaftliche Fördergelder davon abhängig gemacht werden.

Zudem sei noch angemerkt , dass eine entsprechende aufgelockerte Landschaft schön für das Auge ist und auch den Touristen gefällt, von denen mach ein Gebirgsbewohner lebt.

  „Wir brauchen dringend wieder einen besseren Zugang zur Natur, und keineswegs noch mehr Einschränkungen.“

Wir brauchen dringend wieder einen besseren Zugang zur Natur, und keineswegs noch mehr Einschränkungen. Nur dann werden zunehmend größeren Zahlen von Menschen Wert und Schönheit der Natur bewusst. Dann steigen die Chancen, dass das getan wird, was zur Erhaltung und Förderung führt, nämlich die Abwägung, was uns dieser oder jener Ertrag „wert“ ist oder kosten darf. Spektakuläre Comebacks beweisen, dass es geht. In Deutschland leben inzwischen so viele Biber wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Allein der in Bayern lebende Teil des mitteleuropäischen Biberbestandes dürfte inzwischen über 25.000 Tiere umfassen. Wir haben wieder Wölfe im Land und mehr Adler in Ostdeutschland als in jedem anderen europäischen Land vergleichbarer Größe. Nicht alles, was frei lebende Tiere tun oder wild wachsende Pflanzen verursachen, wird gleich als „Schaden“ eingestuft. Wir sind auf dem Weg zu besseren Abwägungen; nicht zuletzt auch, weil wir uns das leisten können. Die Naturschutzverordnungen und Artenschutzbestimmungen sollten uns verstärkt an die Natur heranführen und nicht von ihr fernhalten. Diese Forderung schließt auch die Sperrschilder auf dem Land ein. Sie gehören weg und ersetzt durch ein wechselseitig rücksichtsvolles Verhalten. Denn Stadt und Land stehen in einer Symbiose zueinander. Sie muss für beide Seiten von Vorteil sein. Dann wird sie Bestand haben.

Prof. Dr. Josef H. Reichholf, Evolutionsbiologe, war bis April 2010 Leiter der Wirbeltierabteilung der Zoologischen Staatssammlung München und Professor für Ökologie und Naturschutz an der Technischen Universität München. Er ist Autor zahlreicher Bücher zum Thema Natur

Zitat aus Novo Argumente

Empfehlenswerte Literatur dazu: http://www.amazon.de/Naturschutz-Zukunft-Josef-H-Reichholf/dp/3518260316

6 Kommentare zu „Rauhfußhühner- Gar nicht so selten“

  1. Vermutlich hat Prof. Reichholff das gesagt, bevor DAV, Jagd und Naturpark Nagelfluhkette im großen Stil angefangen haben, Wald-Wild-Schongebiete aufzurufen. Hoffen wir, dass diese Roten Flächen und der Schilderwald bald wieder verschwindet. Es wird eh nicht eingehalten und die Maßnahmeb sibd auch nicht notwendig.

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